Auf Seiten der Résistance in Frankreich
Georges Flandre war Heilsarmeeoffizier in Frankreich und hinterliess als solcher Spuren eines hingebungsvollen, kompromisslosen Diener Gottes. Er setzte sich besonders während der Nazizeit für Gerechtigkeit, Frieden und Bruderschaft ein. Inspiriert durch Christi Vorbild, hat sein Zeugnis viele Menschen ermutigt, mit ungeteiltem Herzen durchzuhalten bis zum Tod.
Als der junge Flandre in Kontakt kam mit der Heilsarmee, war er überzeugtes Mitglied einer Arbeiterpartei. In den ersten besuchten Heilsarmeeversammlungen wurde ihm nicht nur die Schuld der Menschheit bewusst, sondern seine eigene Sünde. Ihm wurde klar, dass die Wiederherstellung seiner Volksgenossen durch sein eigenes "Ich" führte: Er selbst musste zuerst befreit, gereinigt und verändert werden.
So nahm er im Glauben das Heil in Jesus Christus an. Ein neues Leben begann. Das Mitgefühl zu seinen Brüdern vertiefte sich, und Jesu Worte "folge mir nach" hallten unaufhörlich in seinem Geiste. Nach vielen inneren Kämpfen gab er dem Ruf zum Heilsarmeeoffizier nach und überreichte Gott das definitive Ja.
Seine Integration als Offizier war gekennzeichnet durch eine aufopfernde Hingabe, besonders für Benachteiligte, Unglückliche und Schwache. Als General de Gaulle im Laufe des zweiten Weltkrieges einen Aufruf an das französische Volk erliess mit der Aufforderung, um jeden Preis geschlossen zusammenzustehen, wurde Flandres Seele zutiefst aufgewühlt. Er sah in seinem Geiste gefangene Patrioten, verfolgte Juden, deportierte Jugendliche und zerrissene Familien. Dem Triumph der Lüge und Hinterlistigkeit musste Widerstand geleistet werden. Dieser Gedanke hat Flandre während 3 Jahren in die Tat umgesetzt.
1941 erhielt er mit seiner hilfsbereiten Gattin und ihren beiden Söhnen Olivier und Guy die Bestallung nach Montpellier, wo er die Verantwortung der Heilsarmee in der Stadt und den Besuchsdienst im Gefängnis übernahm. Viel Leid und Schmerz berührten sein Herz.
Nach und nach verwandelte sich sein Offiziersquartier in einen Treffpunkt für tief geprüfte und verfolgte Menschen. Mit allen hat der Major geweint, gebetet, um Lösungen gerungen und sie oftmals gefunden. Schnell entwickelte sich seine Wohnung auch zur Drehscheibe für praktische Hilfeleistung, zu einer Sammel- und Verteilzentrale für Lebensmittel, Kleider etc. Parallel übernahmen die Heilsarmeeversammlungen die Aufgabe eines intensiven Fürbittedienstes. Alle Aktivitäten wuchsen harmonisch ineinander, zeigten effiziente Resultate, sodass Flandre "Seele der Widerstandsbewegung" genannt wurde. Tatsächlich sah der Major seine Aufgabe als Heilsarmeeoffizier auch darin, sein Land aus der diabolischen Hand der Nazis zu befreien. Kein Wunder, dass er von der Gestapo gesucht, und sein Kopf für eine Million ausgeschrieben wurde.
Nach einer Hausdurchsuchung durch die Polizei am 3. April 1943 konnte er rechtzeitig entfliehen und unter dem Decknamen MONTCALM in Marseille untertauchen. 3 Monate vorher wurde die Heilsarmee in Frankreich verboten.
Trotz grössten Gefahren setzte er seine Tätigkeit in Marseille fort und wurde Chef des Widerstandes von zwei Departementen: Bouches-du-Rhône und Var. Aber die dunkle Stunde des Verrates rückte näher.
Einer seiner Schutzbefohlenen, dem er Vertrauen schenkte, führte die Gestapo am 27. April 1944 an seinen Geheimort. Eine letzte Etappe seines reichen Lebens nahm im Gefängnis von Marseille seinen Anfang. Trotz schmerzlichen Folterungen gab er nie einen Namen seiner Brüder preis. Er zeugte seinen 30 Mitgefangenen von der befreienden Gnade Gottes, vermittelte Hoffnung und bereitete sie auf den Tod und die bevorstehende Herrlichkeit im Himmel vor. Am 13. Juni 1944 wurde Flandre mit seinen Mitpatrioten in einem Tannenwald in knieender Haltung erschossen.
Frankreich würdigte den heldenhaften Soldaten Jesu Christi mit einer bewegenden Staatsfeier. Es war im November, kurz nachdem die Heilsarmee wieder retabliert war. Pfarrer Jean Cadier stellte seine Abschiedsrede in den Rahmen des Bibeltextes in Mt. 16, 24: "Wer sein Kreuz nicht auf sich nimmt und mir nachfolgt, ist mein nicht wert." Damit wurde das Leben von Major Flandre treffend beleuchtet, und sein Zeugnis lebt in vielen Herzen weiter.
(Oberstlt. L. Holland-Vogel)